Samstag, 29. Februar 2020, ca. 8:30 Uhr: Ich stehe am Bahnsteig und warte auf die S1 Richtung Solingen, um mich auf dem Weg zum Bundesligaspiel zwischen Mainz 05 und dem SCP zu begeben. Ich habe üppig Zeit eingeplant, da ich vor einem Jahr noch in der Region arbeitete und mich gemeinsam mit ehemaligen Kollegen verabredet hatte. Pünktlich angekommen gab es ein paar Bier, schöne Gespräche und den Ausblick auf eine Partie, bei der Paderborner Abstiegskampf angesagt war. Gemeinsam ging es in den Gästeblock, wobei ein Begleiter eigentlich Mainz-Fan war, sich aber dezent zurückhalten konnte beim 2:0-Sieg der 05er. Für den SCP wurden damit die Weichen auf Abstieg gestellt. Dazu gab es nasskaltes Wetter mit Regen, der bis auf die Tribüne peitschte, aber auch eine Bierspende eines PaderCast-Hörers. Es war eine solide Auswärtsfahrt, ein ganz normaler 13-Stunden-Trip, der heute alles andere als normal wäre. Es war mein letztes Stadionerlebnis mit dem SCP „vor Corona“ und genau wie der 29. Februar in diesem Jahr verschwunden ist, existiert auch der Fußball nicht mehr so, wie ich ihn kannte.
In der Folgezeit fand ich mich noch bei einem Freundschaftsspiel eines Oberligisten hier um die Ecke ein, aber das ist kein adäquates Substitut, genauso wenig wie die TV-Übertragung des SCP-Spiels. Nach einem Jahr Entzug braucht man vielleicht auch keine Ersatzdroge mehr, sondern ist geheilt, da man es nicht nur geschafft hat ohne Stadionfußball zu leben, sondern auch die Gesprächstherapie mit Karl-Heinz Rummenigge und Aki Watzke dafür gesorgt hat, dass man einsieht, dass die Abstinenz auch in Zukunft richtig sein könnte. Ob ich nach über einem Jahr Pause noch einmal rückfällig werde, ist fraglicher als je zuvor und wohingegen dies ein Grund zum Feiern bei jeder anderen Sucht wäre, erfüllt mich das in diesem Fall mit tiefer Traurigkeit.