Ich hatte ursprünglich gedacht, dass sich das Dauerkarten-Thema von ganz alleine erledigen würde: Ein wenig Aufregung hier und da, doch am Ende kauft sich trotzdem jeder eine und alle akzeptieren zähneknirschend die Preispolitik. Fast schon erfreut bin ich, dass dies nicht der Fall ist, da der Verein von der Öffentlichkeit klar kommuniziert bekommt, dass gewisse Sachen einfach nicht okay sind.
In einem Kommentar im Westfalen-Blatt sah man das am 1.8. noch anders, als unter dem Titel „Weniger geht gar nicht“ die hohen Preise als notwendig gerechtfertigt wurden. Auch in meinem persönlichen Umfeld hielten sich Verständnis und Verärgerung die Waage. Das Blatt wendete sich jedoch mit der Stellungnahme der aktiven Fanszene zu den Spruchbändern am ersten Spieltag. Seitdem steht der SC Paderborn 07 immer schärfer in der Kritik und das auch zurecht, wenn man bedenkt, dass Menschen mit Behinderung teilweise das Dreifache hinblättern müssen, um ihren Verein sehen zu dürfen.
Wir haben uns an der Preispolitik der meisten Bundesligavereine orientiert. (Martin Hornberger, nw-news.de)
Ob man sich diesbezüglich auch beim Treffen mit dem Wirtschaftsrat des BVB ausgetauscht hat? Ich hoffe doch sehr, denn dort muss keine Person mit Handicap mehr als 1.000 Euro für die Dauerkarte zahlen. Genauer gesagt kostet in Dortmund die teuerste Dauerkarte mit einer Ermäßigung aufgrund einer Behinderung 205 Euro und das sogar inklusive aller Heimspiele in der Gruppenphase der Champions League. Dass Vereine sogar die Preise senken, macht Schalke 04 vor.
Inklusion heißt gleichberechtigte Dazugehörigkeit, so dass wir die Anpassung auch bei Fans mit Behinderung vorgenommen haben. (Martin Hornberger, nw-news.de)
Inklusion bedeutet, dass Fans mit Behinderung die Möglichkeit haben ins Stadion zu gehen, um mitzufiebern und um ihre Mannschaft anzufeuern. Inklusion bedeutet nicht, dass Fans mit Behinderung soviel zahlen müssen, wie alle anderen auch. Schwerbehinderte Menschen haben im Durchschnitt weniger Geld zur Verfügung und benötigen unter Umständen Betreuung, die ebenfalls Geld kostet. Erhöhen wir nun die Preise, nehmen wir einigen die Chance weiterhin ins Stadion zu gehen. Inklusion geht anders und ich würde mich für meinen SCP schämen, wenn an dieser Stelle nicht nachgebessert wird.
Ich muss zugeben, dass ich die Debatte (abgesehen von verschiedenen Tweets zum Thema und Deinem Beitrag hier) jetzt nicht so wahnsinnig intensiv verfolgt habe. Was aber bei mir hängenbleibt, ist schon ein recht starker Kratzer am bisher insgesamt positiven Image des SC Paderborn. Wirklich interessant finde ich auch, dass insbesondere die Frage der Ticketpreise für Menschen mit Behinderung jetzt offenbar so eine (größere und nachhaltige) Aufregung verursacht. Dabei betrifft ‚Inklusion‘ (meinem Verständnis nach) ja die Frage der sozialen Teilhabe FÜR ALLE Gruppe der Gesellschaft und insofern ist die Preisgestaltung sicher insgesamt stark zu hinterfragen. Dass es nun offenbar vor allem diejenigen trifft, die es im Leben ohnehin schon nicht leicht haben und dass sich erst darüber jetzt so eine Debatte entzündet, ist meiner Meinung nach eigentlich nur die (vorläufige) makabre Pointe der ganzen Sache. Ich bin gespannt, wie sich der SC Paderborn hier weiter verhält!
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Sehr richtig, was du schreibst! Dass man nun hauptsächlich über die Preise bei den Karten für Menschen mit Behinderung berichtet, liegt wohl daran, dass die Erhöhung an dieser Stelle prozentual mit am höchsten ausfällt. Man könnte allerdings genauso hinterfragen, warum Kinder plötzlich keine eigene Ermäßigungsstufe mehr haben und nun auch ordentlich draufzahlen müssen.
Und ich bin, wie du, sehr gespannt, wie der SCP mit der aktuellen Berichterstattung zu den Preisen umgehen wird.
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